Risikomanagementstrategien in Logistik- und Infrastrukturnetzen aus unternehmerischer und gesamtwirtschaftlicher Sicht (RM-LOG).
Warum fördert das BMBF das Thema „Sicherung der Warenketten“?
Sichere Versorgung und reibungsloser Transport von Waren und Gütern sind für Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar. Dabei ist Deutschland als Exportnation stark in internationale Warenketten eingebunden. Anschläge, Unfälle, Naturkatastrophen oder kriminelle Aktivitäten stellen teils bekannte, teils neue Risiken dar. Um Vorbeugung und Schutz zu erhalten oder zu verbessern, sind innovative Lösungen gefragt. Daher werden in der Sicherheitsforschung Strategien, Prozesse und Technologien entwickelt, um auch künftig ein Höchstmaß an Sicherheit der Warenketten zu gewährleisten. Beson-derer Wert wird dabei auch auf die Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit der Lösungen gelegt. Der internationale Kontext wird schon im Stadium der Forschung berücksichtigt. Es werden innovative Technologien, Verfahren, Handlungsstrategien sowie Organisationsformen erforscht und rechtliche, gesellschaftliche und ethische Fragestellungen mit einbezogen.
Die Forschungsprojekte zielen auf Lösungen, die vor einem Ausfall von Produktions- und Logistikpro-zessen schützen. Sie wirken dem Risiko von Versorgungsengpässen und Manipulation oder Miss-brauch von Transportwaren, z.B. durch Schmuggel, entgegen. Auf Basis eines Sicherheitsszenarios werden umfassende Konzepte zur Sicherung von Warenketten entwickelt. Dabei werden die relevanten Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Behörden einbezogen.
Wie können empfindliche Logistikknoten für die Güterversorgung optimal geschützt werden?
Die Versorgung mit Waren und Gütern sowie deren sicherer Transport und Umschlag sind für Gesell-schaft und Wirtschaft von höchster Bedeutung. Sowohl Bevölkerung als auch Industrie sind auf konti-nuierliche und zuverlässige Warenströme angewiesen. Internationale Arbeitsteilung, Informationsüber-tragung in Echtzeit und die damit einhergehende Beschleunigung der Wirtschaftsprozesse führen zu einer engen Vernetzung und gegenseitiger Abhängigkeit von Produktions- und Logistikstrukturen. Durch die Konzentration von Aktivitäten an ausgewählten Knotenpunkten, wie z.B. an Häfen, Hinterlandterminals oder Flughäfen, ist die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und gesamter Branchen anfälliger gegenüber unvorhersehbaren Ereignissen geworden. Insbesondere Naturkata-strophen, Großunfälle und terroristische Anschläge stellen mögliche Bedrohungssituationen dar, die die Sicherheit von Warenketten beeinträchtigen können.
Ein im Vorhaben RM-LOG zu untersuchendes Szenario stellt daher die Unterbrechung des Hafenhinterlandverkehrs eines deutschen Seehafens, z.B. aufgrund einer Naturkatastrophe, dar. Je nach Schadensintensität und -dauer werden unterschiedlich starke Auswirkungen auf die betroffenen Transport- und Logistikketten sowie die damit verbundenen Warenströme auftreten. Ziel des Projekts RM-LOG ist es, umsetzbare Risikomanagement-Konzepte für Unternehmen und öffentliche Entscheidungsträger zu erarbeiten, die eine effiziente Vorsorge im Hinblick auf solche Schadensereignisse gewährleisten. Handlungsoptionen und -empfehlungen bezüglich unternehmerischer und staatlicher Maßnahmen werden erarbeitet, die die Schäden durch Katstrophenereignisse begrenzen und die Gewährleistung der Versorgungssicherheit für Wirtschaft und Bevölkerung im Katastrophenfall ermöglichen. Zu diesem Zweck werden die Auswirkungen verschiedener Katastrophen auf die in Transport und Logistik beteiligten Akteure simuliert. Ein mehrschichtiges Simulationssystem wird es ermöglichen, die Effizienz verschiedener Risikomanagementstrategien zu beurteilen und Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Die Simulationssoftware verknüpft zwei Modelle miteinander. Ein Modell bildet die Verkehrsnetze möglichst realitätsnah ab, d.h. die Infrastrukturen wie Straße, Schiene, Luft und Wasserstraßen. Das zweite Modell bildet die Logistik- und Transportplanung von Unternehmen ab, wozu Kenngrößen wie Wareneingang, Warenausgang, Kapazitäten und Daten zum logistischen Netzwerk erfasst werden. Diese Modelle werden in der Simulationsumgebung derart miteinander verknüpft, dass komplexe Wa-renketten realitätsnah abgebildet werden können. In der Simulationsumgebung werden außerdem Ent-scheidungsalgorithmen integriert, d.h. Entscheidungsoptionen der Akteure einer Warenkette. Sie „reagieren“ auf Veränderungen der äußeren Randbedingungen (Schadensereignisse) mit dem Ziel, die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems wiederherzustellen. Die direkte Verknüpfung der beiden Ansätze stellt eine wesentliche Innovation des Vorhabens dar und garantiert, dass die Auswirkungen von Katastrophen realitäts- und praxisnah zwischen Transport- und Logistiksystemen modelliert und folglich effektive Risikomanagementstrategien identifiziert werden können.
Die im Vorhaben eingebundenen Endnutzer, dazu zählen Infrastruktur- und Logistikunternehmen des Hamburger Hafens, staatliche Entscheidungsträger und ein international führendes Logistikunterneh-men, gewährleisten eine anwen¬dungsnahe Ausrichtung des Forschungsvorhabens. Die im Vorhaben eingebundenen Akteure aus Forschung, Entwicklung und Wirtschaft werden den Transfer der Ergeb-nisse in die Forschungslandschaft sicherstellen und das softwarebasierte Simulations- und Planungs-tool sowie Beratungsdienstleistungen verwerten.
Aufgaben der Projektpartner
- Technische Universität Berlin
- Volkswirtschaftliche Bewertung und effiziente Umsetzung von Risikomanagementstrategien in Unternehmen und Gesellschaft sowie Ableitung von andlungsempfehlungen
- Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Simulation von Katastrophenszenarien und Ableitung von Risikomanagementstrategien
- Kühne + Nagel (AG & Co.) KG, Hamburg
- Systematische Untersuchung von Infrastruktur-, Transport- und Logistiknetzen im Hinblick auf die praxisorientierte Umsetzung von Risikomanagementstrategien
- 4flow AG, Berlin
- Analyse logistischer Netzwerke und deren Interaktion mit dem Infrastrukturnetz in einem netzwerkbasierten Modell
- Analyse logistischer Netzwerke und deren Interaktion mit dem Infrastrukturnetz in einem netzwerkbasierten Modell
Assoziierte Partner
- Hamburger Hafen und Logistik AG (Logistik-Dienstleister, Endnutzer), Hamburg
- Hamburg Port Authority (Behörde/ Endnutzer), Hamburg
- Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Referat UI 20 (Behörde), Berlin