Schwerpunkte unserer Forschung
1. Markt und Staat in Netzwerksektoren, Bahnpolitik
Sektororganisation, Wettbewerb, Regulierung, Finanzierung, Ausschreibungen, Preisbildung und Besteuerung in Transportsektoren, insbesondere im Eisenbahnsektor, aber auch in anderen regulierten Sektoren
Am Lehrstuhl werden alle ökonomischen Fragen der Bahnpolitik bearbeitet: Die allgemeine Sektororganisation (Sollen Bahnunternehmen vertikal bzw. horizontal integriert oder getrennt werden? Sollen sie privatisiert werden? In welchen Bereichen des Bahnsektors ist Wettbewerb möglich? Wie soll Wettbewerb ausgestaltet werden?), die Finanzierung und Regulierung der Infrastruktur, die Finanzierung und institutionelle Gestaltung des Nahverkehrs (z.B. Ausschreibungsformen), die Marktentwicklungen in den verschiedenen Eisenbahnmärkten, der Markt für Trassen auf dem Netz (Trassenpreise und -vergabe), Anreize und Mechanismen der Interoperabilität in Europa, die Chancen und Durchsetzung technischer Innovationen im Bahnsystem.
Ähnliche Fragen werden auch für andere Verkehrssektoren bzw. sektorübergreifend betrachtet (Beispiele: die Förderung intermodaler Verkehre, die Bepreisung externer Effekte im Straßenverkehr, in allen Verkehrsarten und in allen Wirtschaftssektoren). In der Regulierungsökonomie werden verschiedene regulierte Sektoren im Vergleich betrachtet. Dabei werden auch die Energie- und Telekommunikationsmärkte bearbeitet.
2. Europäische Verkehrsmodellierung und Politikevaluierung
Dieser Forschungsbereich beschäftigt sich mit der Entwicklung und Anwendung europäischer Verkehrsmodelle, um beispielsweise Langfristszenarien zu erstellen, Engpässe in Verkehrsnetzen zu identifizieren, Verkehrspolitiken volkswirtschaftlich zu analysieren, oder größere Verkehrsinfrastrukturinvestitionen zu bewerten. Neben der Weiterentwicklung des eigenen strategischen Personenverkehrsmodells Vaclav ist der Fachbereich in zahlreiche Forschungs- und Beratungsprojekte der Europäischen Kommission involviert. So ist die erste Version des Verkehrs- und Bewertungsmodell der Europäischen Kommission, TRANS-TOOLS , unter Mitwirkung des Instituts entstanden. Ferner verfügt der Forschungsbereich über eine breite Methodenkompetenz bei der Erzeugung von Daten für die Verkehrsmodellierung und die europäische Verkehrspolitik (Angebot, Nachfrage, Verkehrsnetze). Weitere Forschungsschwerpunkte betreffen spezifischere Fragen des Personenverkehrs, beispielsweise Inter- und Multimodalität und Konnektivität zwischen verschiedenen Verkehrsnetzen.
Im aktuellen Projekt „Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe“ werden die sozio-ökonomischen Auswirkungen des autonomen Fahrens in urbanen Räumen sowie die Nutzenpotenziale des autonomen Fahrens für Berufspendler untersucht. Ferner modellieren wir im Rahmen der Entwicklung eines Wirtschaftsverkehrsmodells für den Regionalverband Mittlerer Oberrhein die Transitverkehre sowie die interregionalen Quell- und Zielverkehre.
Weitere Bespiele für die Arbeitsschwerpunkte dieses Forschungsbereichs sind die Projekte HIGH-TOOL, ETISplus, iTREN-2030 und eine Machbarkeitsstudie für den Rail Baltica Korridor.
3. Forschungsinformationssysteme zur Verkehrsforschung
Forschungsinformationssysteme sind Internetportale zur Aufarbeitung und Präsentation des Forschungsstandes eines Wissensgebietes. Am Lehrstuhl werden inhaltliche Aufarbeitungen für das deutsche Portal „Forschungsinformationssystem“ (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und für das Portal „Transport Research Knowledge Center“ (TRKC) der EU vorgenommen. Beide Portale präsentieren Ergebnisse verkehrswissenschaftlicher Forschung. Während das FIS fachliche Abhandlungen zu Einzelthemen in deutscher Sprache enthält, gibt TRKC in englischer Sprache einen Überblick über aktuelle Forschungsberichte. Neben diesen inhaltlichen Arbeiten wird am Lehrstuhl auch die Präsentationsform und Programmierung des FIS bearbeitet (gemeinsam mit dem Fraunhofer IOSB, Karlsruhe).
4. Auswirkungen von extremen Naturereignissen auf Verkehr und Ökonomie
Extreme Naturereignisse wie Erdbeben, Stürme, Hochwasser, extreme Sommer oder Winter erfahren immer stärkere Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft. Am Lehrstuhl werden die Auswirkungen solcher Ereignisse auf den Verkehr analysiert und ihre direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Effekten bewertet. Dazu haben wir uns dem interdisziplinären Forschungsverbund CEDIM (Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology) angeschlossen, in dem Natur- und Sozialwissenschaftler des KIT und des Geoforschungszentrums (GFZ) Potsdam zusammenarbeiten. In zunehmendem Maße wird von Ministerien und der EU Projektforschung zu dieser Thematik nachgefragt, an der wir uns in verschiedenen Projektkonsortien beteiligen.